Die Erwartungen an Land, Landschaft und Leute waren unterschiedlich. Die Eindrücke auch.
"Das Wandern ist des Schülers Frust" haben wir früher gesungen. Vermutlich muss man aus der Schule raus sein, um Wandern als positives Erlebnis zu begreifen. Das ist bestimmt genetisch bei uns so veranlagt ;-)
Landschaftlich sollte man Wüsten mögen
Wandern in Marokko ist kein ganz einfaches Thema: Wegmarkierungen gibt es eher nicht. Ein ortskundiger Einheimischer als Navigator ist daher jedes Mal im Einsatz.
In Marrakesch am Flughafen beginnt die Gruppenreise mit dem Sammelpunkt bei unserem Reiseleiter. Nein, ich werde nicht alle Details dieser Reise wiedergeben. Aber wenigstens ein paar Eindrücke.
Reiseleiter und Mitreisende
Reiseleiter haben großen Einfluss auf die Reise. Deren wissen, Engagement, Interaktion mit der Gruppe und Organisationstalent hält die Gruppe zusammen, oder eben auch nicht.
Ein Beispiel. Auf einem als "Tagesausflug mit Besichtigung eines Dorfes und Wanderung durch ein enges Flusstal" bezeichneten Programmpunkt, wurden wir vom Reiseleiter stetig angetrieben. Pausen oder Zeit zur freien Verfügung wurden, im Vergleich zu den sonstigen Tagen, extrem kurz gehalten. Es war schon ein wenig ungemütlich. Wir gingen mit straffem Tempo durch das enge Flußtal, um letztlich am frühen Nachmittag bereits wieder am Hotel anzukommen (14:30). Wie gesagt eine Ganztagstour. Wie sich nun herausstellte hatte unser Reiseleiter noch einen privaten Termin in einer nahegelegenen Stadt und verabschiedete sich flugs von der Gruppe. Man mag mich für eine Zicke halten, aber das hätte der RL anders organisieren können.
Selbstverständlich habe ich auch ein Gegenbeispiel: Der Reiseleiter auf der Reise durch Marokko war ein sehr entspannter Hans-Dampf in allen Gassen. Von vor dem Frühstück bis nach dem Abendessen im Einsatz und beim Organisieren. Egal welches Wehwehchen juckt und welcher Programmpunkt ein wenig Flexibilität erfordert, er hat es ganz unauffällig gelöst. Erst im Gespräch hat man dann aufgeschnappt, dass da noch was "umgestellt" werden musste. Hut ab und besten Dank dafür.



Typen von Mitreisenden - Teil I
Wenn man es weiß und sich wohlwollend darauf einlässt, macht es sogar spaß sie in ihrer Rolle zu beobachten - naja, meistens. Ähnlichkeiten mit mir bekannten Personen, mir selbst oder Menschen, die mir auf Gruppenreisen begegnet sind, sind rein zufällig.
Der Schlaumeier 1 - steht hinter dem Reiseleiter und spart nicht an Korrekturen und Ergänzungen zu den Ausführungen des Reiseleiters. Manchmal kompetent, manchmal nicht, aber fast immer überflüssig.
Der Profifotograf - fette Kamera um den Hals, noch fetteres Objektiv vorne drauf und pflegt die Attitüde des Experten und Künstlers, dessen Kreise man besser nicht stört. Kommt man doch mit ihm ins Gespräch, fotografiert er im Vollautomatikmodus und ist davon überzeugt, dass diese Kamera erstklassige Bilder macht. Die Frage ist doch dann, was er eigentlich hier macht. Er hätte doch die Kamera auf die Reise schicken können. Dazu verweise ich auf meinen separat ausgeführten Selbsttest der "guten Kamera".
Der Schlaumeier 2 - kennt sich mit den Gepflogenheiten im Land besser aus als die Einheimischen. Ein Beispiel: Italien, Sorrent, bekanntlich am Meer. Schlaumeier 2 bestellt Parmesan zu Spaghetti Vongole. Worauf der italienische Kellner freundlich darauf hin weißt, dass man hier (in Italien) zu Spaghetti Vongole keinen Parmesan reicht. Die Antwort von Schlaumeier 2: "Doch ich will das, die Italiener machen das so." Na dann hat der italienische Kellner wohl gerade etwas über sein Heimat gelernt.
Die Klimmstengel-Fraktion - die Bustür ist noch nicht ganz offen und das Feuerzeug ist schon an. Kaum draussen, wird heftig gezogen und sich nicht mehr bewegt bis das Nikotin endlich die Blutbahn erreicht. Bevorzugt unmittelbar vor der Bustür, so dass sonst niemand mehr aussteigen kann.
Typen von Mitreisenden - Teil II beim Wandern
Der Schleicher - das Tempo ist immer zu hoch, man hat ja gar keine Zeit einen Ort zu genießen. Wanderungen oder Ortsersitzung?
Das kaputte Knie - alle Steigungen hoch/runter sind eine Qual. Gut, Wandern in den Bergen ohne Steigungen ist auch wirklich schwierig. Aber was machst Du dann hier?
Der Individualist - die Gruppe geht links, er/sie rechts. Der Zeitpunkt zum Treffen ist 10:00, er/sie kommt 15 min später, denn da war was "Interessantes". Pipi-Pause ist zu Ende alle Steigen IN den Bus, er/sie steigt jetzt aus. Alle stellen sich brav in die Reihe, um das Relikt X nacheinander zu fotografieren, er stellt sich einfach vor die Gruppe mitten ins Bild. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.
Der Ex-Leistungssportler - wird nicht müde über seine ehemalige Performance zu quatschen, ist aber aktuell schon nach bewältigen der Treppe in den Bus ausser Atem.
Der Weitgereiste - vergleicht alles und jeden mit etwas, dass auf einer anderen Reise so ähnlich war, dort aber besser… "das beste Schoko-Hühnchen habe ich in Mexico gegessen". Wir essen allerdings gerade Pizza in Neapel.
"Schau mal die (Plastik-) Stühle dort… Wie am Amazonas."
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